Wir müssen wieder los! Den Geflüchteten auf Lesbos helfen!
Vor vier Jahren wurde Europa Zeuge einer humanitären Katastrophe mit Hunderttausenden Kriegsflüchtlingen vor allem aus Syrien, die vor dem furchtbaren Krieg in ihrer Heimat flüchteten. Der Begriff „Balkanroute“ machte die Runde und irgendwann beschloss Europa, die Grenzen dicht zu machen. Zehntausende Geflüchtete saßen auf einmal in Griechenland fest und der Grenzort Idomeni im Norden wurde zum Mahnmal für eine völlig fehlende gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik und für eine – milde gesagt - mangelhafte Solidarität vieler EU-Staaten untereinander. Die Leidtragenden von Krieg, Uneinigkeit und politischer Hilflosigkeit waren einmal mehr die Menschen, darunter viele Kinder.
Gerade die Zukunft der Kinder wurde auf den schlammigen Feldern von Idomeni (und nach der Zwangsräumung kurz darauf auch in katastrophalen Flüchtlingsunterkünften) völlig ignoriert. Irgendwann hatten wir genug gesehen und entschlossen uns dazu, vor Ort zu helfen. Dank eurer großen Spendenbereitschaft und der Unterstützung von zahlreichen lokalen Förderern und Unternehmen konnten wir schließlich am 11. April 2016 aufbrechen. Es war auch für uns eine Reise ins Ungewisse, denn Meldungen von angeblichen Unruhen in Idomeni machten die Runde. Wie im Blogarchiv nachzulesen, waren viele dieser Meldungen maßlos übertrieben. Dagegen leider nicht übertrieben waren die Berichte über die schlimmen Lebensumstände der Geflüchteten in Nordgriechenland. Und doch gab es auch ein wenig Hoffnung. Die wurde vor allem von vielen ehrenamtlichen Helfern und zahlreichen NGOs (Nichtregierungsorganisation) gespendet. Einigen von Ihnen konnten wir ein kleines bisschen helfen. Übrigens. Noch heute sind Soup & Socks aus Heidelberg im Flüchtlingslager Katsikas bei Ioannina - das wir auf dem Rückweg besuchten - vor Ort aktiv und haben mit Habibi.Works ein tolles Projekt ins Leben gerufen, das Geflüchteten eine Zukunft gibt und Hoffnung spendet.
Wieder nichts gelernt?
Nun sollte man eigentlich meinen, dass die Menschen – und vor allem auch die Politik – aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Doch Europa ist in der Zwischenzeit einen äußerst toxischen und fragwürdigen Deal mit der Türkei eingegangen. Die EU zahlt Geld, um sich noch weiter abschotten zu können. Doch das gilt eben nicht für alle europäischen Staaten. Länder wie Griechenland oder Italien müssen irgendwie mit der erneut steigenden Zahl der Geflüchteten zurechtkommen und werden dabei nicht ausreichend unterstützt. Vergessen wir eins nicht: Gerade Griechenland steht nach einer langen Krise immer noch am Anfang des wirtschaftlichen Wiederaufbaus. Das Land benötigt deutlich mehr Unterstützung.
Und vergessen wir noch etwas anderes nicht: Flucht tötet! Im vergangenen Jahr hat die Internationale Organisation für Migration (IOM) 1.283 Tote bei Versuchen von Flüchtlingen gezählt, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Die meisten starben auf dem Weg von Nordafrika nach Italien. Insgesamt kamen in den letzten fünf Jahren über 19.000 Migranten im Mittelmeer ums Leben. Jeder einzelne von ihnen war ein Mensch, der die Hoffnung auf ein besseres Leben mit seinem Leben bezahlt hat. Und es gibt tatsächlich Menschen und auch Politiker, die davor die Augen verschließen und sogar das sinnlose Sterben mittlerweile nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand für eine sinnvolle Abschreckung halten.
Die Situation auf den griechischen Inseln hat sich dramatisch verschlechtert
In den letzten Monaten zeigt sich erneut in Griechenland, dass das Wegschauen wieder einmal dafür sorgt, dass die Lebensumstände für Geflüchtete immer schlechter werden. Allein auf Chios, Lesbos, Samos, Leros und Kos harren nach offiziellen Angaben derzeit mehr als 42.000 Menschen aus – darunter wieder einmal viel zu viele Kinder. Zum Vergleich: Noch im April 2019 lebten auf den Inseln nur 14.000 Asylbewerber.
Bilder aus dem Flüchtlingslager Moria auf Lesbos zeigen zudem: Diese Lager sind hoffnungslos überfüllt, die griechische Regierung einmal mehr überfordert und die Menschen verlieren immer mehr die Hoffnung an eine bessere Zukunft.
Wir dürfen eins nicht vergessen: Lager wie Moria sind eigentlich als Hotspot, also Übergangstation für die Ankommenden auf ihrem Weg weiter zum Festland und in die europäischen Aufnahmeländer gedacht. Dass Menschen länger dortbleiben, war so eigentlich gar nicht vorgesehen. Nun leben allein in Moria mindestens 18.000 Menschen. Ausgelegt ist Moria für 3.000 Menschen. Da die Türkei mittlerweile aktiv in Syrien Städte bombardiert, ist davon auszugehen, dass immer mehr Syrer versuchen werden, ihr zerstörtes Land zu verlassen und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Denn solange dort kein dauerhafter Frieden in Sicht ist, haben die Menschen dort schlicht und einfach keine Zukunft.
Wir haben erneut zu lange genug weggeschaut!
Aus diesem Grund werden wir voraussichtlich am 8. März erneut mit dem Teaser-Bandbus aufbrechen, um wenigstens ein kleines bisschen zu helfen. Auch dieses Mal werden wir gezielt Projekte aufsuchen, bei denen Kinder eine besondere Unterstützung bekommen. Und erneut wollen wir 100 gefüllte Rucksäcke mitnehmen, die ein Zeichen der Hoffnung setzen sollen. Monte hat bei seinen ersten Kontaktaufnahmen mit möglichen Unterstützern bereits offene Türen eingerannt. Und der DJK Dom Minden e.V. unterstützt uns organisatorisch und wird die Abwicklung der finanziellen Belange durchführen. Der Verein ist auch Empfänger für Geldspenden.
Warum fahren wir eigentlich da hin? Kann man nicht einfach spenden?
Wie 2016 werden wir sicher auch dieses Mal viel improvisieren müssen. An- und Abreise werden aufgrund der größeren Entfernung deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen und einiges an Kraft kosten. Warum also sammeln wir nicht einfach Geld und schicken es auf irgendein Spendenkonto? Ein wichtiger Grund ist natürlich, dass wir sicherstellen wollen, dass Sach- und Geldspenden dort ankommen, wo sie benötigt werden.
Doch es gibt noch einen wichtigen Grund:
Durch die Fahrt bekommt die Aktion deutlich mehr Aufmerksamkeit und wir erreichen mehr Menschen, denen die Situation der Geflüchteten nicht egal ist.
Auch die Signalwirkung für Geflüchteten selbst, aber auch die vielen Volunteers vor Ort ist wichtig. Denn für beide Gruppen ist es nicht leicht, aus der Ferne Aufmerksamkeit im Norden Europas zu erlangen.
Natürlich werden wir auch wieder davon berichten, was wir mit eigenen Augen sehen. Wir lassen euch – wie vor vier Jahren - an unserer Reise teilhaben. Somit erfahrt ihr aus erster Hand, was dort gerade geschieht.
Wir wollen den Menschen und vor allem den Kindern wieder ein kleines bisschen Hoffnung geben. Und ihr könnt diese Hoffnung verstärken: Durch eine Spende. Egal wie klein oder groß.
Jeder Euro zählt!
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